Wenn Smartphones Smartphones und Featurephones Featurephones heissen, warum heissen Smartboards dann so?
Die zukünftige Grundschule meines Sohnes teilte den Eltern bei einem Vorstellungsabend mit, dass so gut wie jeder Raum mit einem Smartboard ausgestattet ist. Wie oft wird sich auf ein Thema gestürzt und als Heilsbringer erklärt, ohne dieses konkret zu evaluieren. Ein hübsches Foto mit einem Lokalpolitiker wird gemacht und das Ganze soll die Bildung erheblich verbessern. Ich weiss nicht so recht.
In unserer Schule hat man erkannt, dass die Geräte kaum (wenn überhaupt) Mehrwert im Vergleich zu anderen Medien haben. Ein PC in Kombination mit einem Beamer erledigt die meisten Aufgaben. Ganz zu schweigen von den Kosten (ab ca. 5k€)
In diesem Blogeintrag möchte ich mein persönliches Tablet als Smartboard/ Visualizer-Ersatz vorstellen, welches für einen Bruchteil der Kosten nachgebildet werden kann und nicht nur den Funktionsumfang eines Smartboards abbildet, sondern diesen auch erheblich erweitern kann. Im Übrigen heissen die Dinger interaktive Whiteboards, Smartboard ist der Gattungsname.
Mein Setup (Hardware)
Anschluss an Beamer
Ich benutze ein Tablet, welches ich über das abzufilmende Blatt / Gerät / etc. befestige. Dann ist das Tablet mittels eines Slimport-Kabels direkt an den Beamer angeschlossen, damit alle das Lernobjekt sehen können. Ich nutze zunächst ein Slimport-Adapter, womit ich mein Tablet (Android) an einen HDMI-Anschluss anschließen. Viele unserer Klassenräume bietet leider nur VGA-Anschlüsse, daher habe ich noch einen Adapter von HDMI auf VGA eingepackt.
Ständer
Es gibt dafür bereits einige gute Ständer-Lösungen wie die „Tablet Stage“ von Belkin, die diese Funktionalität ermöglichen, allerdings finde ich diese überteuert. Die ca. 150€ lassen sich auch sparen, indem man seine eigene Lösung baut.
Selbstbau-Ständer
Vor den Weihnachtsferien benutzte ich ein Stativ aus unseren Chemie-Labor an das ich einen Tablet-Halter anschraubte. Das Stativ sah in etwa wie das Bild rechts aus.
Wie man sieht, war das auf Dauer viel zu globig und untransportabel.
In den Weihnachtsferien baute ich mir also ein Stativ, das ich endlich auch ohne Weiteres mitnehmen kann. Das Ganze habe ich aus bereits vorhanden Holzresten und Schrauben, die ich im Keller hatte, gebaut. Wie man sieht, lässt es sich schnell zerlegen, ist extrem leicht und passt wunderbar in einen Jutebeutel.
Warum das Ganze?
Mit dem Ständer kann ich direkte Verbesserungen auf Papier vornehmen, während mein Tablet das Ganze filmt und automatisch an den Beamer weitergibt. Es wird sozusagen die Brücke zwischen der analogen und der digitalen Welt geschlagen. Zum Abfilmen reicht bereits eine einfache Kamera-App.
Weitere Apps für den Unterricht mit dieser Technik
Da ich ein Android-Tablet besitze, beschreibe ich die folgenden Android Apps. Allerdings gibt es in den meisten Fällen die gleiche oder eine ähnliche App auch für IOS.
Smartboard-Ersatz
Mit Hilfe der App PDF Max Pro kann ich Skripte oder auch Arbeitsblätter im PDF-Format annotieren. Somit erhalte ich einen guten Ersatz für ein digitales Whiteboard und die Dateien sind immer direkt mit einem Cloudsync Programm abgespeichert. Von PDF Max gibt es auch eine kostenlose abgespeckte Version, um die Funktionalität zu testen.
Smartboard- und Dokumentenkameraersatz
Stage von Belkin ist kostenlos im Play Store erhältlich. Die weiteren In-App-Käufe brauche ich nicht und mir erschließt sich auch nicht der Nutzen dieser Add-Ons. Es ist hiermit z.B. möglich Fotos von Schüleraufgaben zu machen und diese zu annotieren.
Die App Explain Everything kostet hingegen US$ 4, die aber absolut in Ordnung gehen, da die App einen enormen Funktionsumfang hat und auch das Speichern des Vorgestellten als Video oder Photo erlaubt. Also eine deutlich erweiterter Umfang im Vergleich zu Stage. Den Meisten wird wahrscheinlich Stage ausreichen.
Weitere Vorteile des Tablets
- Mit dem Tablet habe ich mein digitales Whiteboard immer dabei, auch wenn der Klassensaal nur einen Beamer hat. Whiteboards sind meist fest an der Wand befestigt.
- Mit dem Tablet kann ich auch Photos von Schüleraufgaben direkt aus dem Klassensaal machen.
- In Verbindung mit einem Streaming-Gerät wie z.B. AppleTV oder Chromecast kann auch auf die Kabelei verzichtet werden.
- Die Kosten sind genial gering. Die Kabel haben mich um die 30€ gekostet, das Holz hatte ich noch (wird nicht mehr als 10€ kosten) und ein Tablet kostet je nach Hersteller/Leistung zwischen 100€ und 500€, wobei hier ein Einsteiger-Tablet mit gescheiter Linse mehr als ausreicht.
Eine weitere Inspirationsquelle
Zum Schluss noch ein guten Link, den ein Kollege mir schickte. Manfred Poeller vom Gymnasium bei St. Anna in Augsburg hat vor einigen Jahren einen mobilen Medienwagen gebaut und eine Anleitung dafür ins Netz gestellt: http://www.gym-anna.de/joomla/index.php/klassenzimmer/kaeschtle